Erste Review zu Zauss „Diafonia Leitmotive Waves“
Spontan fällt mir ein: Schwer zu verdauen, für Normalos unerträglich und unfassbar. Nichts anderes hat man erwartet aus der Werkstatt von Markus Stauss und seiner soundfactory Fazzul. Obwohl vollends abgehoben und Lichtjahre von jeglichem gewohnten Klangbild entfernt sieht man doch die Grenzen des menschlichen Schaffen, die nie erweitert, nie aufgehoben werden können. Die Grenzen und universellen Regeln lauten: Dichte und Leere, stark und schwach, leise und laut, das Wenige und das Viele. Daran hält sich sogar Zauss, es gibt kein Entrinnen aus diesen Modi. Man stelle sich vor, es erklänge zu lange Vielheit, oder zu lange leise und leer, es würde alles zerstören und Langeweile würde sich breit machen.
Auf das Gleichgewicht und Ausgeglichenheit kann Mensch nicht verzichten, aus dem menschlichen Vorstellung kann Keiner raus, denn ausser ihr ist das Nichts. Selbst im Zauss’schen Universum hält man sich doch noch an Spannung und Entspannung, resp. ein-und-ausatmen. Ansonsten aber bleibt nichts an seinem ordentlichen Platz, weder harmonische Klangbilder, noch metrische Gesetze, alles weg, über Bord geworfen, keinerlei erkennbare und nachvollziehbare Strukturen, an die sich der Hörer noch klammern könnte. Brutal wird er aus dem Wohlfühl-Verlangen in Räume katapultiert, die so anstrengend, wie eine Acht-tausender-Besteigung sind. Es bleibt einem schlicht wegs die Luft weg.
Wer kann das noch fassen? Nur Wenige, doch für Musiker eigentlich eine helle Freude, nach Jahrzehnten des Musizierens im genormten Rahmen ein Ausweg zur Befreiung. Das wiederum braucht viel Mut, steht dem Künstler dabei doch eine gewaltige Front von Ignoranz und Unverständnis entgegen und man wird einsam. Es war allerdings schon immer klar, dass die Luft, ganz oben schon immer sehr dünn war.